Relais-Rechner Z11
Der mit elektromechanischen Relais
aufgebaute Rechner Z11 war das erste Gerät der Fa. Zuse, das eine
gewisse Verbreitung gefunden hat.
Die Angaben zur Anzahl der produzierten Geräte schwanken zwischen
38 und 43 Stück.
Wir hatten ein Exemplar davon in unserer Sammlung, das ca. Ende
der 80-er Jahre von Kollegen in Neustadt/Wstr. abgebaut wurde.
Leider konnte ich damals nicht dabei sein, ich habe also diese
Maschine selbst nicht vollständig gesehen.
Erst später konnte ich dann Z11en in diversen Museen bewundern.
Leider konnte auch diese Maschine bei uns nicht aufgebaut werden,
wir haben deshalb 2003 die Komponenten an das Stadtmuseum Hühnfeld
abgegeben, wo man sie in einem recht guten Aufbau sehen kann.
Insbesondere gibt es dort kein undurchsichtiges Blechgehäuse
sondern eine Plexiglas-Hülle, die den Blick auf die sehr
interessanten Bauteile freigibt.
Mit der Maschine haben wir drei Ordner und einige lose Papiere
erhalten, alles wird hier bereitgestellt.
Leider war darin keine allgemeine Beschreibung,
Programmieranleitung oder dergleichen enthalten.
Die beste im Netz vorhandene einführende Information fand ich in
Angebot
über Geräte Z11, Z22, Z60
an eine Organisation in Polen, abgelegt im historischen Archiv der
Polnischen
Gesellschaft für Datenverarbeitung
unter
Dokumente von
Firmen
Im Zusammenhang mit der Z11 und auch in den Unterlagen werden
immer Drehwähler erwähnt.
Der Hintergrund ist folgender:
Zur damaligen Zeit gab es noch keine geeigneten preisgünstige
Speicher für den Programmcode.
Kleine Speicher für Daten konnten mit Relais aufgebaut werden,
aber für die vielen Maschinenbefehle eines Programms war das zu
teuer.
Andererseits hat man mit den Ausgängen eines Drehwählers, wie er
u.a, hier
rechts oben abgebildet ist, die Möglichkeit, nacheinander
bestimmte Vorgänge auszulösen.
Der Wähler wird vorwärts (und nur das geht) geschaltet, und die
aktivierten Ausgänge bewirken einen Programmablauf im Rechner.
In die Z11 wurde also eine Anzahl solcher Wähler mit fest
ferdrahteten Programmen eingebaut, die durch Tastendruck abrufbar
waren.
Mehr Programme erforderten folglich, wie im Angebot erwähnt,
zusätzliche Wähler. Die Wähler waren also eine Art ROM.
Eine Änderung dieser Programme erforderte schwierige Lötarbeiten.
Die Unterlagen enthalten vier Arten von Plänen bzw.
Dokumenten:
- Schaltbilder, Verdrahtungslisten, Impulslisten usw.
(Drehwähler erscheinen u.a. in den Plänen 11/05--)
- Wirkbilder
- Zeitpläne
sowie
- Rechenbeispiele.
Das Verstehen der Maschine wird sehr erschwert durch die für uns
heute undurchsichtige Relais-Technik.
Im Gegensatz zu Gatten etc. gibt es beim Relais keine elektrische
Verbindung zwischen Eingang (Spule) und Ausgängen (Kontakte),
also auch z.B. keine gemeinsame Masse-Leitung.
Demzufolge können Spule und Kontakte auf verschiedenen Plänen
stehen. Die Information hierzu findet sich in der Relaisliste
011/61--.
Hinzu kommt, daß mit Relais außerordentlich trickreiche
Schaltungen möglich sind.
Da auch die Reaktionszeiten der Relais eine Bedeutung für die
Funktion der Schaltung haben können wird dies in den Zeitplänen
dargestellt.